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Ich erinnere mich an keinen Präsidenten, der das Amt mit so viel staatsmännischer Ausstrahlung und Würde ausgeübt hat wie Richard von Weizsäcker und es besteht sicher keiner Zweifel, dass er rhetorisch zu den besten deutschen Politikern aller Zeiten zählte. Aber wussten Sie, dass er in jedem Jahr eine Woche in seinem Kalender reserviert hatte, in der er ein Rhetorik-Training absolvierte?

War Richard von Weizsäcker nun von Selbstzweifeln und einem Mangel an Selbstbewusstsein geplagt, dass er so regelmäßig und bis ins hohe Alter Unterricht in einer Disziplin genommen hat, die er selbst in Perfektion beherrschte? Natürlich nicht, ganz im Gegenteil. Denn es zeugt von sehr viel Selbstbewusstsein und Selbstwahrnehmung das anzuerkennen, was unser Altpräsident zu respektieren bereit war: „Auch das beste Messer wird stumpf, wenn man es nicht regelmäßig schärft“.

Niemand würde der Richtigkeit dieser Einschätzung widersprechen. Und doch habe ich in der Vergangenheit immer wieder Mitarbeiter erlebt, die mit Panik oder unverhohlener Ablehnung reagierten, wenn ein Coach, Auditor oder Berater in ihrem Umfeld erschien, um sie mit ein paar neuen Ideen oder Impulsen anzuregen.

Natürlich hat diese Ablehnung ihre Begründung zumeist in der Vermutung, dass es vielleicht doch Verbesserungspotential im eigenen Bereich gibt und Vorschläge durch einen externen Manager zu persönlichem Reputationsverlust führen könnte. Es ist eine Aufgabe für die Organisation, diese Sorgen in offenen Gesprächen auszuräumen. Jeder funktionierende Organismus benötigt gelegentlich Frischzellen, denn ohne Frischzellen kein Wachstum. In Organisationen sind dies externe Einflüsse. Diese können entweder durch gelegentliche Projekte mit Coaches oder Beratern ins Unternehmen kommen oder es gipfelt letztlich in notwendiger Fluktuation. Und dies wiederum will niemand. Am aller wenigsten der Mitarbeiter, der sich vorher so vehement gegen externen Rat gewehrt hat.

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